Ja, auch im digitalen Zeitalter ist es nicht tot: Das gute alte Buch. Aus Papier. Anders als der Bildschirm meines Laptops oder Smartphones (oder eines E-Book-Readers, den ich allerdings nicht besitze), spricht es (fast) alle Sinne an: Ich kann es anfassen und fühlen, kann das Papier riechen und rascheln hören, wenn ich die Seiten umblättere. Bücher waren für mich schon immer auch jenseits ihres Inhalts etwas Besonderes, vielleicht auch, weil mein Vater von Beruf Buchbinder war. Und in meinem eigenen Studium und Berufsleben war und ist der Gang in eine Bibliothek keine lästige Pflicht, sondern immer eine beinahe schon spirituelle Handlung. Der Anblick langer Regalreihen und unzähliger Buchrücken macht mich andächtig – und ein Buch aus dem Regal zu nehmen und darin zu blättern ist etwas ganz anderes, als auf einen Titel bei einem Internet-Buchhändler oder in einer Online-Bibliothek zu klicken und durch die Vorschau zu scrollen. Beruflich greife ich trotzdem heutzutage vermehrt auf digitale Literatur zurück, einfach weil es praktisch ist und unbestritten viele Vorteile hat. Privat bevorzuge ich aber nach wie vor das gebundene Buch
Ob nun Papier oder digital: Auch zum Thema „Motorrad“gibt es zahllose Bücher, und unter https://kradventure.de/biblio.htm habe ich ja schon vor geraumer Zeit eine ganze Reihe von Buchtips zusammengestellt. Die Seite wurde aber eine Weile nicht mehr gepflegt, und jetzt, wo der Herbst in den Winter übergeht und man die Sitzbank des Motorrades hin und wieder gegen den Sessel vor dem Kaminofen eintauscht, ist eine gute Gelegenheit, mal wieder ein gutes Buch zur Hand zu nehmen. Eines, das ich da allen, die auch vor der englischen Sprache nicht zurückschrecken, wärmstens empfehlen kann, ist „Riding with Rilke“ von Ted Bishop.
Ted Bishop ist kanadischer Literaturwissenschaftler, der zu einem Forschungsaufenthalt nach Austin, Texas eingeladen ist und sich entschließt, die Reise mit seiner Ducati Monster zu unternehmen. Das Buch gliedert sich in drei Teile: „Gearing up“ (die Hinreise), „Have Laptop, Will Travel“ (der Forschungsaufenthalt, unterbrochen durch eine Europareise inkl. Besuch bei Ducati) und „Riding Home“ (die Rückreise).
Das Buch bietet witzige und tiefsinnige Unterhaltung vom Feinsten, Beschreibungen von Orten und Begegnungen, die einen mitreißen. Zwei kurze Ausschnitte als Appetizer:
„I tried to ride fast and stay off the brake, fast and smooth, using the Duc’s linear power. I kept it in third – there it pulls hard all the way from 30 to 75 miles an hour, and when you back off it’s like throwing out an anchor. This is why riders love big twins. Then I blew by a slow camper, snapped down my visor, and dived into a bend at 80 – and found everythinggoingintoslowmo. Instead of feeling fast it felt as if I could get up, do a tap dance on the tank, smoke a Havana Cigar, get back down, and finish the corner with time for a snack. Glorious. Better than drugs“.
Und:
„The corners of these back roads are never marked for speed, so you can find yourself in a nasty off-camber, decreasing-radius bend with bumps at the apex that set your wheel hopping to the outside. To the locals it’ll be „that tricky one up by old Sam’s place“, and if you don’t know old Sam or his place, well then you shouldn’t be going so fast. Fact is, probably shouldn’t be here at all. „Why ain’t you over on the Interstate?“ they will ask you as they pick you and the bike out of old Sam’s cornfield. Or maybe you’ll make it through the bend and come face-to-face with old Sam himself – driving a big tresher machine that takes up fifteen-sixteenths of the road“.
Ted Bishop: Riding with Rilke. W.W. Norton & Co., New York/London, ISBN: 978-0-393-33074-8
Vielleicht habt Ihr ja im Gegenzug einen Buchtip für mich? Nutzt dazu gerne die Kommentarfunktion, ich würde mich freuen!
Ich bin mal so frei, und schlage Dir mein Buch „Motorprosa – Geschichten aus der Kurve“ vor: meine Zweirad-Geschichte, angefangen beim Mofa, bei der Harley noch nicht zu Ende.
Melde Dich, ich lass Dir gerne ein Belegexemplar zukommen.
Viele Grüsse!
Hallo Jürgen,
danke für den Buchtip! „Geschichten aus der Kurve“ klingt gut, schaue ich mir sicher an!
Viele Grüße, Achim