Intuitiv haben wir Kradfahrer das schon immer gewusst: Eine Runde auf dem Mopped baut zuverlässig Stress ab. Schon beim Anziehen der Schutzkleidung fährt man merklich runter, dann der Anblick des treuen Motorrades beim Öffnen des Garagentors, der Druck auf den Anlasserknopf, das vertraute Brummen des Motors: Noch bevor man den ersten Gang einlegt, ist man schon deutlich ruhiger als noch kurz zuvor. Und mit jedem Meter, mit jeder Schräglage, jeder Beschleunigung und jeder Verzögerung fällt der Stress spürbar von einem ab, wird der Kopf klar und der Körper entspannt. Eigentlich müsste die Krankenkasse den Sprit zahlen, die gesparten Ausgaben für Antidepressiva, Burnout-Therapie und Reha wiegen das Benzingeld mehr als auf.
Nur ein Gefühl? Wäre nicht Erholung auf der Couch genauso wirksam gegen Stress und obendrein billiger und weniger gefährlich? Nein, sagen Wissenschaftler der University of California1. In einer Studie, veröffentlicht in der renommierten Fachzeitschrift “Brain Research”, konnten sie zeigen, dass Motorradfahren im Vergleich zu Autofahren einerseits und pausieren auf der Couch andererseits signifikante positive Wirkungen in Bezug auf Stress entfaltet, z.B. auch eine Reduktion des Stresshormons Cortisol. Wenn Ihr also gerade im (Vor-)Weihnachtsstress seid: Statt Glühwein im Gedränge des Weihnachtsmarktes, dauerbeschallt mit “Last Christmas” und ähnlichem Akustikterror, lieber eine Runde mit dem sonor brummenden Krad drehen. Ist gesünder und macht auch keinen dicken Kopp am nächsten Morgen…
In diesem Sinne wünsche ich allen Lesern schneefreie Straßen und entspannte KrAdvent-Touren!

- Vaughn, D.A. et al. (2021): Modulation of attention and stress with arousal: The mental and physical effects of riding a motorcycle. Brain Research, Volume 1752, 147203, ISSN 0006-8993,
https://doi.org/10.1016/j.brainres.2020.147203 ↩︎