Osterspazierfahrt

Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich mir erlaubt habe, den großen Meister zu persiflieren, und aus Goethes Osterspaziergang eine Osterspazierfahrt zu machen. Aus gegebenem Anlass hier noch einmal mein Ostergruß an alle Kradfahrer (die Freunde der deutschen Klassik mögen mir verzeihen):

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
Durch des Frühlings holden, belebenden Blick,
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
Der alte Winter, in seiner Schwäche,
Zog sich in rauhe Berge zurück.
Von dorten sendet er, fliehend, nur
Ohnmächtige Schauer körnigen Eises
In Streifen über die grünende Flur;
Aber die Biker dulden kein Weißes,
Überall regen sich Schrauben und Streben,
Alle wollen die Straßen beleben;
Doch an Sportlern fehlt’s im Revier,
S´gibt viele geputzte Chopper dafür.
Kehre dich um, von diesen Höhen
Nach der Stadt zurückzusehen.
Aus dem hohlen, finstern Tor
Dringt ein lautes Gedröhne hervor.
Jeder gibt heute mächtig Gas.
Sie feiern die Auferstehung des Krads,
Denn sie sind selber auferstanden;
Aus ihren Autos und dumpfen Gemächern,
Aus der Garagen ehrwürdiger Nacht
Sind sie alle ans Licht gebracht.
Sieh nur, sieh! wie behend sich Enduros
Durch die Gärten und Felder zersägen,
Wie sich Tourer, so breit und groß
behäbig in weite Kurven legen,
Und bis zum Umfallen überladen
Entfernt sich dieser mit Kardan.
Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Crosshelme an.
Ich höre schon der Landstraß´ Getümmel,
Hier ist des Bikers wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.

Unsere Osterspazierfahrt 2024 führte uns zu einer ganz besonderen Pilgerstätte. Eingeweihte wissen bescheid…

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